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»Etwas Besseres als den Tod findest du überall«, sagen sich Esel, Hund, Katze und Hahn in Grimms »Bremer Stadtmusikanten« und ziehen los, um ihr Glück zu finden. Das Märchen erschien 1819 im Druck, und es spiegelte eine damals alltägliche Erfahrung: Millionen Deutsche ließen ihre Heimat für immer hinter sich und flüchteten vor Armut, politischer oder religiöser Verfolgung, vor Chancenlosigkeit oder fehlender Freiheit ins Ausland.

Die Fluchtursachen von damals klingen vertraut: Noch heute sind dies die Hauptgründe für Migration, nun jedoch ist Deutschland ein Einwanderungsland. Vor diesem Hintergrund blickt SPIEGEL GESCHICHTE zurück in die Zeit, als Deutsche Zuflucht in anderen Ländern suchten. Wie erging es ihnen in der Fremde? Und wie prägten die Zugewanderten ihre neuen Heimatländer?

Das Heft erzählt, wie die Auswanderungsbewegung in Süddeutschland im 17. Jahrhundert begann, warum Zarin Katharina die Große im Jahrhundert darauf Deutsche an der Wolga ansiedelte und sich Preußen oder Brandenburger in die asiatischen Kolonien Ostindiens, das »Grab der Europäer«, wagten.

Im 19. Jahrhundert führte der Traum von einer besseren Zukunft in der Ferne zur Massenbewegung: Einige zog es nach Südamerika, die meisten aber nach Nordamerika. Utopisten hofften auf das freie Leben, in New York entstand ein deutsches Viertel; manche kamen zu Wohlstand und blieben, einige kehrten zurück.

Im 20. Jahrhundert lenkten die dunklen Seiten der deutschen Geschichte auch die Auswandererströme: Siedler sollten in den Kolonien deutsche Kultur verbreiten, Jüdinnen und Juden mussten sich vor dem NS-Regime ins Ausland retten. Nach 1945 entkamen NS-Täter nach Übersee, und von 1961 an trieb die auslandsdeutsche Sekte Colonia Dignidad in Chile ihr Unwesen.

Und wie wird es im 21. Jahrhundert sein? Wanderungsbewegungen sind eine Grundkonstante der Geschichte. Wie sich konstruktiv damit umgehen lässt, auch darauf gibt dieses Heft Antworten.