Verlorene Welten?
Seuchen, Gewalt, Zwangsassimilierung – die indigene Bevölkerung Nordamerikas hat seit der Landung der Europäer viel Leid erfahren. Verschwunden aber ist sie nicht: Viele Gruppen bewahrten ihre Sprachen und Traditionen.
Ein Apsáalooke in Brandenburg: Bitte nicht »Howgh«!
Karl May erfand Winnetou einst als eine Art Blutsbruder der Deutschen. 150 Jahre später vermittelt Kendall Old Elk aus Montana in einem Wildwestpark in Templin zwischen Fantasie und Realität. Wie geht er mit Klischees um? Von Frederik Seeler
Forschung: »Man erfand sich den ›Indianer‹, den man gerade brauchte«
Edle Wilde, brutale Krieger, weitsichtige Umweltschützer? Die Historikerin Heike Bungert erklärt, warum ausgerechnet Nordamerikas Indigene zur Projektionsfläche für Ängste und Sehnsüchte wurden. Ein Interview von Martin Pfaffenzeller und Eva-Maria Schnurr
Chronik: Von der Besiedlung bis heute
Mythencheck: Skalp, Marterpfahl und andere Klischees
Mythencheck Vieles vom vermeintlichen Allgemeinwissen über Nordamerikas Indigene ist nicht mehr als ein Stereotyp. Was stimmt wirklich? Von Frederik Seeler
Besiedlung: Gekommen, um zu bleiben
Amerika war der letzte Kontinent, den die Menschen erschlossen. Mitten in der Eiszeit mussten die Einwanderer an einem riesigen Gletscherschild vorbei. Wie ist ihnen das nur gelungen? Von Frank Patalong
Archäologie: Knochenarbeit
Ein US-Gesetz zum Umgang mit indigenen Gebeinen hat alte Probleme gelöst – und neue geschaffen. Von Frank Patalong
Hochkultur: Wohnstätte des Bösen
Im heutigen New Mexico entstanden vor über 1000 Jahren verblüffende Lehmtürme. Doch nach wenigen Generationen verließen die Bewohner ihre Behausungen. Hatten sie ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstört? Von Angelika Franz
Siedlungsgebiete: Wer lebte wo?
Naturwissen der Indigenen: Die Gärtner Amerikas
Wälder und Prärie erschienen den Kolonisten aus Europa wie unberührte Wildnis. Sie übersahen, dass Menschen die Natur wohl mit Feuer gezielt umgeformt hatten – bis die Katastrophe hineinbrach. Von Johann Grolle
Stadtkultur: Metropole am Mississippi
Nahe dem heutigen St. Louis errichtete eine Gruppe um und auf pyramidenförmigen Hügeln eine riesige Stadt. Bisher weiß niemand, welchem Zweck die Bauwerke dienten. Von Angelika Franz
Disney-Mythos und Wahrheit: Es tut uns leid, Pocahontas
Im Zeichentrickfilm verliebt sich die legendäre Prinzessin in einen weißen Abenteurer – und erlebt eine wilde Romanze. Es ist eine Kollision der Kulturen: Die echte Geschichte von Pocahontas hatte kein Happy End. Von Hannah Pilarczyk
Mobilität: Imperium in der Prärie
Comanchen, Sioux und Apachen kannten vor Kolumbus keine Pferde. Die Mustangs machten die Gruppen schnell und mächtig – aber sorgten für ungeahnte Probleme. Von Frank Thadeusz
Dokument: Herman, der Apache
1870 entführten Apachen Herman Lehmann, Sohn deutscher Einwanderer, damals etwa elf Jahre alt. Er nahm die Lebensweise seiner Kidnapper an und kämpfte bald an deren Seite. In seiner Autobiografie berichtet er von seinen Erlebnissen.
Machtpolitik: Skalp gegen Kopfgeld
Im Siebenjährigen Krieg zwischen Frankreich und Großbritannien kämpften in Nordamerika auf beiden Seiten Indigene. Der Konflikt ist der Hintergrund für James Fenimore Coopers Welterfolg »Der letzte Mohikaner«. Doch dem Autor ging die Fantasie durch. Von Christoph Gunkel
Heilkunde: Schimmel auf Wunden
Ob Geschwüre, Wunden oder Vitaminmangel: Die Medizinleute Nordamerikas kannten für viele Beschwerden eine Behandlung. Europäische Ärzte misstrauten ihnen lange. Von Torben Müller
Doppelmoral: Präsident Gespaltene Zunge
US-Gründervater Thomas Jefferson nannte die Indigenen »meine Brüder« – und wollte ihre Lebensweise abschaffen. Findet sich diese ambivalente Haltung auch in der amerikanischen Verfassung wieder? Von Felix Bohr
Bildhintergrund: »Mato-Tope – A Mandan Chief« Karl Bodmer (1834)
Gemälde indigener Nordamerikaner machten den Schweizer Karl Bodmer berühmt. Was erzählt sein Porträt des Mandan-Anführers Mato-Tope? Von Kathrin Maas
Landnahme: Genozid im Golden State
In der Zeit des Goldrauschs schlachteten Siedlermilizen und die US-Armee Tausende Pomo und Mitglieder anderer Gruppen ab. Gesprochen wurde lange Zeit kaum über die Massaker. Das ändert sich jetzt. Von Martin Pfaffenzeller
Identitäten: Ein Körper, zwei Geister
Männer in Frauenkleidern, mutige Kriegerinnen: Die Zuni kannten wie rund 200 andere Gruppen mehr als zwei Geschlechter. Die europäischen Invasoren hielten das für »Sodomie« – und gingen brutal dagegen vor. Von Katja Iken
Sammlung indigener Kunst im Berliner Humboldt-Forum: Raubkunst? Diesmal tatsächlich nicht
Das Humboldt Forum besitzt 60 Gegenstände einer nordamerikanischen Sioux-Gruppe. Die wusste bis vor Kurzem gar nichts von dieser Sammlung – ist jetzt aber ausgesprochen glücklich darüber. Warum, erklärt die Expertin Wynema Morris. Ein Interview von Jasmin Lörchner
Caroline Weldon im Sioux-Reservat: PR für Sitting Bull
Die gebürtige Schweizerin Caroline Weldon zog 1890 ins heutige North Dakota und beriet den Anführer der Hunkpapa-Lakota-Sioux. Ihr Engagement endete in einer blutigen Tragödie. Von Dela Kienle
Umerziehung unterm Kreuz: »Töte den Indianer im Kind«, lautete die Mission
Internate sollten indigene Kinder in Kanada zu englischsprachigen Christen machen. Niemand schritt ein gegen Gewalt und Missbrauch. Davon erzählen heute Zeitzeugen – und unmarkierte Massengräber. Von Inka Schmeling
Militärdienst: »Die mit dem Wind sprechen«
Im Ersten und Zweiten Weltkrieg kämpften überproportional viele Indigene für die USA. Berühmt wurde der Einsatz der Navajo-Funker gegen Japan. Von Solveig Grothe
Bürgerrechte: Als Lachse politisch wurden
1964 gingen indigene Aktivisten demonstrativ angeln, um auf alte Fischereirechte zu pochen. Es war der erste große Auftritt der neuen »Red Power«-Bewegung. Von Sebastian Borger
Glücksspiel: Das neue Bison
Seit 1987 dürfen indigene Gruppen auf ihrem Land Casinos betreiben. Die Reservate hoffen auf Geld, doch immer wieder gibt es Streit um die Spielhallen. Von Jasmin Lörchner
Deb Haaland, erste indigene Ministerin der USA First Lady
Die Laguna Deb Haaland erzog ihre Tochter allein, war zeitweise obdachlos, tingelte mit selbst gemachter Chilisalsa durch Reservate. Heute ist sie die erste indigene Ministerin der USA. Wie viel kann sie bewirken? Von Jasmin Lörchner und Marc Pitzke
Gegenwart: Aus dem Schatten
Seit 2012 lichtet der US-Fotograf Shane Balkowitsch heute lebende Indigene mit einer alten Technik ab. Er zeigt sie stolz, mit Tradition – und Zukunft.